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Footloose Traveller

Mein Hintergrund

Mein Leben lang wollte ich schon einmal einfach ins Blaue fahren, jeden Tag neu entscheiden können, was ich machen will, ohne das Ende des Urlaubs im Nacken zu haben. Mit einem 3-wöchigen Jahresurlaub wird das natürlich nichts. Da hat man nicht die Ruhe. Also hatte ich diese Idee mit der Zeit ganz weit hinten in meinem Kopf vergraben.

Initialzündung

Ende 2017 bin ich auf die Videos von Leuten gestoßen, die mit einem Auto Australien erkunden. Nach Australien wollte ich schon immer einmal. Ich habe den Kanal regelrecht verschlungen. Danach habe ich noch zwei weitere große Kanäle verschlungen. Mit der Zeit wuchs meine Sehnsucht das auch machen zu können. Ich stellte mir die Frage, was mich davon abhalten könnte, es diesen Leuten gleich zu tun und mein Geld von unterwegs zu verdienen.

  • Ich bin Softwareentwickler - perfekt für's Mobile Office - Dank Internet!
  • Ich lebe allein (zu der Zeit) - brauche mich also nicht mal mit jemandem abstimmen
  • Ich bin immer sparsam gewesen, meine Lebenshaltungskosten sind also gering - Weniger Zeit fürs Geld verdienen, mehr Zeit zum Reisen - Prima!
  • Ich benötige wenig Lebensraum. Eigentlich wohne ich nur im Schlafzimmer, wo auch mein Schreibtisch steht. OK, in der Küche bin ich auch gelegentlich... - Passt!
  • Ich habe ein gutes technisches Verständnis, ich repariere kaputte Sachen, nicht anders herum. Das kann auf Reisen nicht schaden.

Jedes Kriterium, egal wie unwesentlich es war, sprach für mein Vorhaben ins Auto zu ziehen. Damit war der Entschluss gefasst. Das war im Frühjahr 2018.

Recherchen

Jetzt stellte sich bloß die Frage: Wie fange ich an? Ich hatte keinen Plan vom Leben im Auto. Also fing ich an zu überlegen und zu recherchieren. Ich hatte einen PKW. In der Familie war ein Wohnwagen vorhanden. Das sollten die Grundvoraussetzungen sein - Fortbewegung und Wohnraum. Wo will ich übernachten? Wenn ich jede Nacht auf einem Campingplatz stehe, dann wird die Sache unbezahlbar. Das geht wohl mal für einen 3-wöchigen Urlaub, aber nicht dauerhaft bei ständigen Ortswechseln - schließlich will ich ja auch was sehen auf der Reise. Also lautet die Devise wohl Freistehen. Freistehen heißt aber auch, dass des Öfteren schlechte Wege gefahren werden müssen, dass ich gelegentlich umdrehen oder rückwärts fahren muss. Für beides sind Wohnwagen nicht besonders geeignet. Als ich den Wandaufbau eines herkömmlichen Wohnwagens herausfand, entschied ich mich grundsätzlich gegen diesen. Er besteht aus einer Lattung mit ein wenig Dämmung dazwischen, außen die Aluhaut drauf und innen ein Furnier. Die Stabilität wird durch die Möbel erreicht. Ich wollte etwas Robusteres - sowohl für den grundsätzlichen Aufbau als auch bezüglich der Technik - schließlich will ich den Großteil der Zeit mit Reisen und nicht in der Werkstatt verbringen. Damit standen die Anforderungen fest:

  • Fahrzeug mit Wohnraum, ohne Anhänger
  • Schlechtwegetauglich
  • Autark
  • Robuste Technik

In einem der Videos, die ich angesehen hatte, hatte der alte Wohn-LKW einen Achsbruch. Als das im Video bekannt gemacht wurde, ging ein Ruck durch die Folgschaft des Kanals, der mich echt beeindruckte: Es wurde jemand gefunden, der noch eine passende Steckachse hatte und bereit war sie herzugeben - er hatte aber keine Zeit, sie versandfertig zu machen. Dafür fand sich aber schnell jemand anderes. Wieder jemand anderes reiste an, um zu helfen, den abgebrochenen Stummel herauszubekommen. Dann meldete sich ein Gutachter. Der Bruch war ein Materialfehler und war nicht auf Überlastung aufgrund falscher Fahrweise zurückzuführen. Das alles überwältigte mich dermaßen, dass ich beschloss, auch einen Kanal haben zu wollen. Ich kann sehr schnell Zusammenhänge erfassen und diese leicht verständlich wiedergeben. Der Inhalt des Kanals sollte also zum Teil eine Dokumentation der Änderung meines Lebens sein und zum anderen Teil auch viele hilfreiche Informationen beinhalten. Ich kaufte mir also eine kleine Kamera und legte den Youtube-Kanal Footloose Traveller an.

Erstkontakt mit der Community

Doch wie fängt man nun an? Ich entschied mich dazu, die Abenteuer & Allrad Messe zu besuchen und dort erste Videos für meinen Kanal mit Ausstellern zu drehen. Kein Sponsoring, nur Austausch von Informationen. Ich drehte diverse Videos und bekam wirklich viele Informationen. Ich wollte aber nicht nur die Sicht derer, die an mir etwas verdienen wollen. Ich wollte auch die Sicht der Nutzer, der Reisenden. Also ging ich auch auf die Camp Area. Dort bekam ich eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Plötzlich war der Tenor nicht mehr: Unter 50.000 € braucht man gar nicht über ein Fahrzeug nachzudenken. Dort wurden mir selbstgebaute Kabinen aus Gebäudeisolationsplatten gezeigt, mir wurde gesagt, dass man mit einer Hinterachssperre fast überall hinkommt, dass Allrad eigentlich nur im Weichsand benötigt wird. Kurzum: Es waren die hilfreichsten Informationen, die ich an diesem Wochenende bekam. Ich sprach mit vielen Leuten, bekam massig Inspiration. Jeder war stolz auf sein Fahrzeug und war bereit, mir alles zu zeigen und zu erklären. Am letzten Tag beim letzten Videodreh auf dem Ausstellungsgelände lief mir Thilo Vogel von den Dachzeltnomaden über den Weg. Ich kannte ihn aus den Videos. Er lebt ganzjährig in einem Mondeo mit Dachzelt und verdient sein Geld als Fotograf und mehr und mehr mit der Organisation von Treffen. Ein großer Mann. Ich nahm meinen Mut zusammen und sprach ihn an, erzählte ihm von meinem Vorhaben. Er lud mich sogleich zum abendlichen Lagerfeuer auf der Camp Area ein - eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen konnte, obwohl ich am nächsten Tag in 300 km Entfernung wieder zur Arbeit gehen musste. Am Feuer traf ich weitere Leute. Nach und nach bekam ich mit, dass jeder Einzelne von ihnen in irgendeiner Weise in der Community der Reisenden und Vanlifer eine besondere Rolle einnahm. Jeder war eine bekannte Persönlichkeit. Keiner von ihnen ließ das heraushängen, ich bekam es nur schleichend mit. So richtig bewusst ist es mir erst im Nachhinein geworden. Ich verabredete mich als Helfer für das anstehende Dachzeltfestival 2018.

Ein paar Wochen später löste ich mein Versprechen ein. Nach der Arbeit fuhr ich eine Stunde zum Veranstaltungsort und half noch kurz, bis das abendliche Beisammensein einsetzte, welches ich sehr genoss. Ich traf sehr viele nette Leute und wurde außerordentlich herzlich aufgenommen. Ich bekam sogar Obdach für das Wochenende, weil ich selbst noch kein bewohnbares Fahrzeug hatte. Als dann auch noch der Youtuber aus den ersten Videos, die ich 2017 gesehen hatte, vor Ort auftauchte, war ich endgültig geflasht. Natürlich drehte ich ein kurzes Video mit ihm, in dem ich ihm mitteilte, dass er daran Schuld sei, dass ich jetzt hier bin. Dieses Wochenende wird immer unvergesslich für mich bleiben. Ich liebe die Herzlichkeit und die Offenheit der Community der Reisenden bis heute.

Mein Einstieg

Zum Sommer 2018 kündigte ich meinen damaligen Job, machte ein 4-wöchiges Praktikum in einer Werkstatt. Dort nahm ich zuerst eine Steckachse auseinander. Ich lernte viel darüber, wie man mit Autos umgeht. Vor allem aber verlor ich die Angst. Fahrzeugtechnik ist kein Hexenwerk. Man sollte wissen, was man tut, aber mit meinem guten technischen Verständnis war alles kein Problem. Die Werkstatt war sehr zufrieden mit mir und ich danke für die Erfahrungen. In dieser Zeit fand ich über Facebook in einer Gruppe, dessen Admins ich am Lagerfeuer auf der Abenteuer & Allrad kennengelernt hatte, mein erstes Fahrzeug. Danach machte ich meinen Führerschein C1. Den folgenden Winter arbeitete ich es im örtlichen Oldtimerverein auf. Hier hatte ich Unterstützung von erfahrenen Leuten, eine Werkstatt mit Maschinen, Gruben und einer Lackierkabine. Den Sommer 2019 nutzte ich, um mein Fahrzeug kennenzulernen und zu verbessern, aber vor allem, um die Community kennenzulernen. Ich besuchte fast jedes Wochenende ein anderes Treffen, sah mir unzählige Selbstausbauten an, traf unzählige Leute mit vielfältigen Geschichten. Über Winter 2019/2020 war ich in Spanien auf meiner ersten gößeren Reise, bis ich diese aufgrund Corona jäh abbrechen musste.